Die Sprengung der Anlage "Stöhr I"
 
 

Auszug aus dem Gutachten des Geologischen Landesamtes Düsseldorf :

Die Phillips-Röhrenanlage ist im oberen Teil des Berges gelegen und durch den schrägen Verbindungsstollen 15 verbunden (siehe Plan Anlage 1). Der Luftschacht des Stollens 16, der beide Anlagen miteinander verbinden sollte, kam nicht mehr zur vollständigen Ausführung. Die Anlage wurde in den Jahren 1943 und 1944 in den Berg vorgetrieben. Bei diesen Arbeiten fanden die Schwächemomente der Gebirgsstruktur, Gesteinsbeschaffenheit und Kluftstruktur zu geringe Beachtung. Infolge dessen erfolgte Mitte 1944 ein Bergrutsch. Das Gebirge ging vor den Eingängen zu Bruch und es bewegten sich 6.000 bis 8.000 Kubikmeter Gestein, verwiegend Ornatentone und ihr Hangendes abwärts (Angaben von Bauingenieur Haupt).

Erst daraufhin wurde nach der Freilegung der verschütteten Eingänge das gesamte Eingangsgebiet der Werke ausbetoniert, so dass heute zwischen Berghang und der, durch den Rutsch gebildeten Aufschüttung, ein betonierter Einschnitt zu sehen ist, der zu den Werksanlagen führte (Anlage 2, Abb. 5). Durch den Bergrutsch wurden lediglich Aussichtspunkte und Wege verschüttet, da sich die Massen günstiger weise nicht in ihrer Gesamtheit ins Tal bewegten. Bemerkenswert ist, dass der Rutsch in Sud / Westlicher Richtung, und dass die Sprengungen so durchgeführt wurden, dass die tragende Decke im Sandstein (Schicht 1) nicht herunter gesprengt wurde. (Text fehlt) entlang einer NW / SO verlaufenden Linie erfolgte, also parallel zu dem Hauptkluftsystem.

Dieses hat demnach hier eindeutig als Ablösungsfläche des abstützenden Gesteins gewirkt. Von außen sieht man, wie das Werk wieder in den höchsten Partien des Portasandsteins angelegt ist (Anlage 2, Abb. 5). Der Hang über den Eingängen ist besonders steil und nicht sonderlich standfest. Ständig löst sich Gestein vom Berg vor, so dass zahlreiche, vor dem Stolleneingang nieder rasselnde Brocken bei Betreten der Anlage zur Vorsicht mahnen. Wieder vorwiegend im Sandstein der Schicht 4 angelegt, haben die Hohlraume ebenfalls, wie in der Ölraffinerie, auch noch das Hangende. Die Tone der Schicht 5, mehrisch angefahren. Dagegen wurde die Schicht 3, das heißt der Schiefer, im Liegenden des Sandsteins nirgends festgestellt.
 

 

Im Gegensatz zu den Klüften in der Raffinerie zeigt das in den Phillips Röhrenwerken aufgeschossene Kluftsystem zwar wieder das gleiche generelle Nord - West / Süd - Ost Streichen, um 140 Grad mit steilem Süd – Ost Einfallen, aber sieht man außerdem ein auffälliges Aufklaffen. wie es in der tieferen Anlage nicht beobachtet wurde. Zuweilen sind solche klaffenden Klüfte durch Kalkspat verheilt. Meist klaffen sie offen auseinander, von Handbreite bis zur Breite von 1 - 2 m und sind dann gewöhnlich beim Ausbau der Anlage zuzementiert oder durch Ziegelwerk verschlossen worden.

Die Schwächung der Standfestigkeit der Anlage durch Gesteinsfestigkeit und Kluftsystem ist hier die gleiche wie bei der Raffinerie. Unterschiede liegen lediglich darin, dass bei der Phillips-Röhrenfabrik, da sie höher am Berg liegt, die Überdeckung geringer ist, und dass bei ihr die Klüfte häufig klaffen. Selbstverständlich würden sich bei einer Erschütterung des Gebirges auch hier, und zwar hier ganz besonders die meist offenen Klüfte als Ablösungsfläche auswirken. Wenn bereits das Vortreiben der Anlage genügt, um kleine Bergbewegungen zu verursachen, dann würde etwa eine Sprengung der Stützpfeiler erst recht ein Abgleiten größerer Bergpartien zur Folge haben. Dabei würde es aber sehr fraglich bleiben, ob nur der ausbetonierte Einschnitt vor dem Eingang zugeschüttet würde, oder nicht viel mehr größere Felspartien, teils den Bremsberg entlang abwärts auf die Straße, teils über den hang nach Süd - Westen in Richtung auf die am Berg stehenden Baulichkeiten ins Gleiten kämen. Auch hier ist daher vor Sprengungen zu warnen und irgendeine andere Methode der Unbrauchbarmachung vorzuziehen. Man könnte vielleicht am ehesten daran denken, denjenigen Teil der Anlage, mit dessen Unbrauchbarmachung die Benutzung des ganzen Werkes unmöglich gemacht wäre, durch Gestein zuzuschütten und diese Aufschüttung mit Zementbrüche zu übergießen. Als besonders geeignet für eine solche Stelle wird der Verbindungsstollen, der 15 - 20 m hinter den Eingangsöffnungen liegt, und die Eingänge vorgeschlagen. Die beiden Eingangsöffnungen selbst könnten durch Betonklötze verrammelt werden, die an den Seiten in den Wänden verankert werden.

 

Man entschloss sich, die Betondecken zwischen den einzelnen Stockwerken zu sprengen und die Eingänge mit Beton zu versiegeln.

 

Fotos : © J. Bergmann    

 

 
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