Der Jägerstab
 
 

Beginnend mit dem 20. Februar 1944, begann die US-Luftwaffe sechs Tagle lang ihre Bombenangriffe ausschliesslich auf Produktionsstätten für Flugzeuge und Flugzeugteile zu beschränken. In der so genannten "Big Week" wurden dabei in 75% der Produktionsstätten für Flugzeugrumpfteile etwa 30% der Produktionsmaschienen und ca. 75% der Produktionsgebäude zerstört. Als Reaktion darauf, beschlossen Reichsluftfahrtministerium und RMfRuK nach Vorbild des Kessler-Stabes einen besonderen Stab zu gründen, der die Flugzeugproduktion dezentralisieren und in bombensichere, bzw. unterirdische Produktionsstätten verlagern sollte. Auf diese Weise wurde am 1. März 1944 der "Jägerstab" gegründet, als dessen ofizieller Chef Albert Speer selbst fungierte. Als seinen Stellvertreter setzte er Generalfeldmarschall Erhard Milch ein. Mit der Leitung des Stabes wurde Karl-Otto Saur beaufragt, ein Mann der Industrie und Leiter des Technischen Amtes im RMfRuK. Zu den wohl wichtigsten Mitgliedern des Jägerstabes gehörte wohl außerdem Dr. Hans Kammler (SS WVHA Amtsgruppe C).

Mit dem alleinigen Ziel, die Produktion von Jagdflugzeugen sicherzustellen bzw. zu steigern, entstand auf diese Weise eine Organisation, die im Durchschnitt etwa 2.000 Mitarbeiter beschäftigte, und die in der Verwaltungsorganisation einem gesonderten Ministerium glich.

     

Da sich die Ziele des Stabes ausschließlich auf Jagdflugzeuge beschränkte, wurde die Produktionspalette extrem durchrationalisiert, wobei einige Flugzeugtypen, z.B. einige Bomber, vollständig aus der Produktionspalette gestrichen wurden.

Die Hauptzielsetzung für die Aufrechterhaltung bzw. Steigerung der Flugzeugproduktion umfasste folgende Punkte :

- Beseitigung der Bombenschäden in den bestehenden Produktionsstätten

- Verlagerung, Dezentralisierung und Erweiterung der vorhandenen Produktionsstätten

- Schaffung bombensicherer Produktionsstätten

Nach Beschleunigung der Dezentralisierung, hatte vor Allem die Unterbringung der Produktion in bombensichere Stätten Vorrang. Insgesammt sollte die Flugzeugproduktion auf 729 Einzelproduktionsstätten aufgeteilt werden. .Zwischen April und August 1944 wurde die Produktion in 249 Einzelproduktionsstätten dezentralisiert. Die vorrangige Unterbringung in bombensichere Produktionsstätten sah ausserdem vor, dass Plänen zufolge, bis zum Ende des Jahres 1945 die Flugzeugproduktion auf insgesamt drei Millionen Quadratmeter unterirdischer Produktionsfläche verlagert werden sollte. Bereits im Mai 1944 wurde auf einer Fläche von 200.000 Quadratmetern die Flugzeugproduktion aufgenommen. Im August 1944 war diese Fläche bereits auf eine Million Quadratmeter angestiegen.

In einem Erlass Görings zur "Sicherstellung der Jägerfertigung" oblag die Schaffung unterirdischer Produktionsstätten dem Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (RMfRuK) und dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt (SS-WVHA). Die Leitung der Baumaßnahmen sollte Kammler übernehmen. Im Bereich Porta-Westfalica stand unter Anderem das Ambi-Budd Presswerk im Jakobsberg in direktem Zusammenhang mit den Plänen des Jäger-Stabes.

 
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