Das Spulenwerk Rentrop (Anlage "Kröte I")
 
 

Neben den Anlagen im Jakobsberg, gehörten zum SS-Sonderbauvorhaben ebenfalls Verlagerungsprojekte auf der anderen Seite der Weser. Der kanpp 800 Meter lange, vier Meter breite, und ca. drei Meter Hohe Weserstollen der Gewerkschaft Grube Porta war ein weiterer Stollen, der bisher zur Förderung diente, nun aber durch die Sonderinspektion für Industrielle Verlagerungen bereitgestellt wurde. Hierdurch sollte eine Produktionsfläche von 3.200 Quadratmetern bereitgestellt werden. Für die Produktionsaufnahme im Weserstollen, sollte hier die Weserhütte AG aus Bad Oeynhausen einquartiert werden. Die hieraus resultierende Anlage, sollte mit dem Decknamen "Kröte I" versehen werden. Die Art der Produktion konzentrierte sich auf Teile für Panzerfahrzeuge und Geschützteile, wie zum Beispiel für die 8,8 cm PaK-Geschütze.

Für die Produktionstaugliche Umwandlung des Weserstollens wurde Betrag von 480.000 Reichsmark vom Reichsluftfahrtministerium zur Verfügung gestellt. Nachdem sich die Firmen Peschke aus Minden und Böhme für die Nutzung der Anlage bewarben, bekam die Weserhütte AG aus Bad Oeynhausen den Zuschlag für den Weserstollen als Produktionsstandort. Wie bereits beim Bau der anderen Anlagen, wurden auch bei dieser Anlage Zwangsarbeiter aus den benachbarten Lagern eingesetzt.

Der SS-Führungsstab A2 in Porta übertrug die Bauleitung für die Nutzbarmachung des Weserstollens an das Hamburger Architekturbüro Krafft und Burmester, welches seinerseits Spezialunternehmen für entsprechende Arbeiten einsetzte. So wurde zum Beispiel die Firma Paul Zurstrassen aus Ettlingen in Baden mit dem Bau einer Kranbahn innerhalb des Stollens beauftragt. Tischlereiaufträge gingen an das Barkhauser Unternehmen Bergbrede.

Nachdem die Umbauarbeiten des Weserstollens abgeschlossen waren, nahm die Weserhütte AG im März 1945 die Produktion auf. Als Produktionskräfte wurden auch hier fast ausschließlich Zwangsarbeiter aus dem naheliegenden Konzentrationslager im Hotel "Kaiserhof" herangezogen. Als weitere Produktionskräfte diehnten aller Wahrscheinlichkeit nach sowjetische Kriegsgefangene aus dem Dehmer Kriegsgefangenenlager 107. Die Arbeitszeiten wurden mit der Notwendikteit einer Produktionssteigerung gleichermaßen erhöht. Die Weserhütte AG formulierte ihre Interessen folgendermaßen :

“In Form einer Sonderaktion sind uns für die Wehrmachtsfertigung besondere Aufgaben gestellt, die den verstärkten Einsatz aller verfügbaren Arbeitskräfte notwendig machen. Bei den bedeutenden Schwierigkeiten in der Heranführung zusätzlicher Arbeitskräfte sehen wir uns gezwungen, für einen Großteil unserer Gefolgschaft, die schon seit Jahren üblich gewordene Längerarbeit im Rahmen einer 60 Stunden Woche noch weiter auszudehnen, um den uns im Sommer 1942 gestellten, his jetzt noch nicht erfüllten Aufgaben gerecht zu werden. Hierbei lässt es sich nicht vermeiden, auch körperlich und fachlich geeignete jugendliche Gefolgschaftsmitglieder, aber auch weibliche Arbeitskräfte mit in die Längerarbeit einzureihen„

 
 
Nach Kriegsende wurden die noch vorhanden Maschinen demontiert. In späteren Jahren wurde auch das ursprüngliche Mundloch im Rahmen von Straßenbauarbeiten an der Bundesstraße 61 fest durch Beton verschlossen. In heutiger Zeit dient der Weserstollen der Entwässerung der stillgelegten Grube Porta.
 
 
© 2002-2009 by Thorsten H.