Der Geilenbergstab
 

Einer der wichtigsten Industriezweige der damaligen Zeit, war die Mineralölindustrie. Ihr Bestehen war entscheidend für das Kriegsgeschehen. Aus diesem Grunde wurden ab dem 12. Mai 1944 von den Amerikanern systematische Angriffe auf die Mineräölindustrie geflogen, um die großen Raffinerien in Hamburg und Bremen auszuschalten. Des weiteren war die Bombardierung von Hydrierwerken ein entscheidender Teil dieser Angriffe. Die Mineralölproduktion war besonders für die Herstellung von Treibstoffen wichtig. Treibstoff für Flugmotoren wurde mittels sythetischer Anlagen im Gebiet Leune, Pölitz, Zeltz, Lützkendorf, Böhlen und Magdeburg produziert. Bei Angriffen am 12. Mai und 28. Mai 1944 konnten durch die Zerstörung von Hydrierwerken etwa 90% der Produktionskapazitäten ausgeschaltet werden. Im Februar 1945 kam die Produktion von Flugbenzin völlig zum Erliegen. Ende Januar 1945 waren von 36 deutschen Raffinerien gerade noch 19 in Betrieb.Zur Sicherstellung der Mineralölindustrie wurde am 2. Juni 1944 ein Generalkommissariat für Sofortmaßnahmen ins Leben gerufen.

 

Die Leitung wurde dem bisherigen Direktor der Stahlwerke Braunschweig und Leiter des Hauptausschusses Munition, Edmund Geilenberg, übertragen. Zum technischen Berater ernannte Geilenberg den Chef des IG Farben Konzerns, Dr. Karl Krauch, welcher ab Sommer 1944 für die Dezentralisierung der Produktion verantwortlich war. Im Reichsamt für Wirtschaftsaufbau entstand zu dieser Zeit der Mineralölsicherungsplan, bzw. das Geilenbergprogramm welches aus zwei wesentlichen Punkten bestand. Neben der Weisung, zwanzig Kleinanlagen zu errichten, sollte eine Großraffinerie mit einer Kapazität von jährlich 1-1,5 Million Tonnen in einer Höhle, Schlucht oder einem Steinbruch errichtet werden. Die Verarbeitung des gefürderten Erdöls sollte in vierzig Kleinanlagen erfolgen.Dieses Projekt erhielt den Decknamen "Ofen". Die Rückstände dieser Anlagen sollten in weiteren Anlagen mit dem Decknamen "Dachs" zu Schmierstoffen verarbeitet werden. Als Standorte für die Schmierölraffinerien des "Dachs" Projektes wurden vorgesehen :

- Porta Westfalica bei Minden für die Anlage "Dachs I"
- Ebernsee in Österreich für die Anlage "Dachs II"
- Deutsch-Brod (Tschechien)für die Anlage "Dachs II"
- Osterrode im Harz für die Anlage "Dachs IV"
- Willingen für die Anlage "Dachs V"

Die Realisierung des Dachs-Projektes sollte zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 erfolgen, jedoch wurde durch den schnellen Vormarsch der Alliierten eine Produktionsaufnahme verhindert. Die Anlage "Dachs I" in Porta-Westfalica war bei Einmarsch der Alliierten jedoch mit 85% am weitesten fortgeschritten.

 
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